Freitag, 13. Dezember 2013

Sag zum Abschied leise Servus

Der Tag der Abreise ist gekommen, ich fühle mich noch immer hundeelend. Ohne Paracetamol und Kohletabletten wäre der Tag wohl eine einzige Qual. So gehts im Moment so gerade, und ich freue mich heute Abend zum Flughafen zu fahren und dann in der Lounge bis zum Flug liegen zu können.

Wie auch schon beim Abschied von New York gibts hier einige Dinge, die ich nicht vermissen werde:

  • Deckenbalken in oberen Restaurantetagen die auf Kinnhöhe sind
  • Treppenauf- und abgänge, bei denen man auch seinen Kopf einziehen muss
  • das wohl siffigste Klo dass ich je gesehen hab, in dem ich aber auch nicht aufrecht stehen konnte
  • den Geruch der Luft, den es wohl nur hier gibt - als ich aus dem Flieger gestiegen bin hätte ich mit geschlossenen Augen sagen können dass ich in Indien bin
  • die Kontraste zwischen Arm und Reich - keine Chance dem zu entkommen oder erst Recht nicht das zu ändern
  • das ständige Arschnachtragen, Koffer abnehmen, umtüddeln im Taj
  • das wahrgenommenwerden als jemanden, dem man ruhig mal das dreifache des Normalpreises abverlangen kann
  • das ständige Gehupe

was mir aber fehlen wird

  • das ständige Gehupe
  • relativ gefahrlos über die Straße gehen zu können
  • das Fitnessstudio im Taj
  • trockenes Sommerklima im Dezember
  • die Freundlichkeit der Menschen überall, auch wenn manche einen übers Ohr hauen wollen
  • das indische Essen (Krebse wohl nicht, dafür aber der ganze Rest)
  • richtiger Masala Chai
  • einen Kopf größer zu sein als der Rest und damit kein Problem zu haben in Menschenmegen den Überblick zu behalten

Hier in der Businesslounge gibts kostenloses Internet - dafür ist es die kleinste Star Alliance Lounge die ich bisher gesehen habe - und Duschen gibts auch keine.
Als Tippnix damals nach 8 Monaten aus Delhi kam und die Koffer auspackte mussten die Koffer erstmal zur Quarantäne in den Keller - so sehr haben sie nach Indien gestunken. Bin gespannt was Tippnix sagt wenn ich den Koffer morgen zuhause aufmache ...


Donnerstag, 12. Dezember 2013

Konversation übers Schuheputzen

Vor einigen Tagen, gingen wir Abends durch Khala Ghoda zum Taj zurück, als wir von einem jungen Kerl angesprochen wurden. Wir versuchten ihn erst zu ignorieren, aber er lief uns hinterher. Heiko Wasser hatte als einziger Glattlederschuhe, bei Rajesh und mir war für ihn mit Schuheputzen kein Blumentopf zu gewinnen.

"Shoeshine, Sir, Shoeshine " (mit der Bürste wedelnd)

Heiko: "No, thanks."

"Shoeshine, same color !" (immer noch mit der Bürste wedelnd)

Heiko: "NO, THANKS."

"Same colour, same colour !"

(Heiko und Rajesh gehen voran, ich hinterher. Der Kerl konzentriert sich auf mich)

"Shoeshine, please"

(Ich überlege wie ich ihm klarmache dass ich Wildlederschuhe habe, und sie nicht versauen will. Prinzipiell finde ich es ja nicht schlecht wenn jemand mit Schuheputzen Geld verdienen will, aber die ehrlichen Schuhputzer sitzen in der Ecke und warten auf Kundschaft - er hats aber offensichtlich nur auf Weiße/Touristen abgesehen)

Ich : "No, thanks"

"Some Rupees ?"

Ich (schmunzeld) : "Do you know what they do in Delhi ?"


(grinsend) "Yes, they throw shit."
(In Neu Delhi werfen sie einem erst unbemerkt und geschickt Kuhkacke auf die Schuhe, und bieten dann Ihre Dienste an. Damals vor 11 Jahren gabs in Delhi eine Menge Kühe in der Stadt - überall. Ich hab in den zwei Wochen hier in Mumbai vielleicht 3 Kühe gesehen. In Mumbai könnten sie aber die Masche mit Hundekacke aufziehen, daran haben sie aber wohl noch nicht gedacht.)

(Pause)

"I'm also from Delhi, and I do no throw shit. See ? Please, some Rupees..:"

(Ich lache, er versuchts damit noch ein paar mal)

(Jetzt versucht er seinen letzten Trumpf)

"I'm hungry,  need Rupees for food. Some food. So hungry."

(es geht noch ein paar Meter so weiter, bis ich ihm schließlich kostenfrei empfehle)
"No, look for another tourist !"

(was er dann auch macht)

(Abgang)

The Ultimate Thrill

Eine Taxifahrt in New York, so habe ich mir sagen lassen, das sei der "Ultimate Thrill".


Dabei geht man realistisch gesehen bei einer Taxifahrt in New York soviel Risko ein wie ein Busfahrer, der mit einem Reisebus eine indische Mädchenklasse beim Überqueren eines Zebrastreifens überfährt.



Wer wirklich den "Ultimate Thrill" aka die "Schußfahrt in den Tod erleben" will, der setzt sich in den Fond von Rajesh Taksi Fahras Taxi. Nahtoderlebnisse am laufenden Meter sind garantiert.




[kikmann] Viele Taxifahrer haben ausserdem kleine Figuren oder Bilder von Ihren Göttern vorne auf dem Armaturenbrett. Das ist ungefähr so wie bei meinem Opa der auch eine Christopherusplakette im Auto hatte - der Glaube versetzt Berge. Unser Taxifahrer ist in der Neuzeit angekommen. Einen kleinen Armaturenbrettaltar mit blinkenden LEDs sieht man auch hier nicht alle Tage ...
Alles nach dem Motto: My God - Good God

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Die Rache des Holy Man

Unser Special Forces Team hat die ersten Verluste zu verzeichnen. Mittwoch hat es Rajesh Taksi Fahra erwischt, jetzt auch noch kikmann.


Vermutlich lag es an den Krebsen, die wir am Dienstag in einem Fischrestaurant gegessen haben, weil  Heiko Wasser (der keine gegesen hat) noch fit ist.

Noch.

Update 12.12:

Wir haben soeben mit Schrecken erfahren, dass die Krebse hier aus lokalen Gewässern stammen, und nicht wie von uns erwartet aus einer ausschliesslich mit Himalayawasser betriebenen Aquakultur. 

Hätten wir besser mal nachgefragt, aber nach fast 2 Wochen ohne Probleme wird man halt leichtsinnig.  Das Wort für Klärwerk in Hindi ist übrigens "Fluss".

The final countdown

Nach zwei ziemlich intensiven Wochen ist es Zeit wieder nach Hause zu fahren, und dem mittlerweile arg gestresstem Verdauungssystem wieder Ruhe zukommen zu lassen.

Inder sind als Gastgeber einfach Weltklasse (aus deutscher Sicht, man darf gar nicht darüber nachdenken wie wir zuhause mit Gästen umgehen). Am Anfang der 2 Wochen gab es in der Firma (trotz des Frühstücks im Hotel) ein Frühstück und ein Mittagessen. Nach einer Woche haben wir es dann geschafft das zusätzliche Frühstück abzubestellen, was nicht ganz einfach war. Mit einem Inder als Gastgeber am Tisch fühlt man sich wie bei Mutti - iss doch noch ... schmeckt es nicht ? soll ich noch was anderes bestellen ? möchtest du noch mehr ? vielleicht hiervon ? vielleicht davon ?

Und dann haben wir Abends den Tag immer bei einem handgeprüft kaltem Kingfisher (oder zweien) ausklingen lassen. Gestern Mittag hat uns ein Kollege unserer Firma, der im gleichen Bürogebäude arbeitet wie unser Partner vor Ort (wir wussten erst gar nicht von seiner Existenz), zum Mittagessen in ein Lokal ausgeführt in dem wir Abends schon zweimal waren. Leider wurden wir erkannt (hm....) und es wurde direkt gefragt ob wir wieder Kingfisher trinken wollten .... wie peinlich !

Tja, und jetzt fängt der Verdauungstrakt an uns langsam zu signalisieren dass er an sowas nicht wirklich gewöhnt ist (natürlich das scharfe Essen, was sonst). Mental stellt sich bei uns aber auch langsam ein Erschöpfungszustand ein, und langsam schauen wir auf morgen Nacht, wenn wir nach Hause fliegen.

Wir haben das Gefühl hier etwas bewegt zu haben, der Auflug war nicht umsonst. Ob das unser Gastgeber auch so sieht werden wir heute Abend erfahren - wir sind zum Dinner eingeladen....


Best of Fahrstuhlmusik

Ja, das ist ein ganz eigenes Genre .... wer schon mal Musik im Fahrstuhl wahrgenommen hat, dem wird sicher aufgefallen sein, dass diese Musik gewisse Eigenschaften hat. Sie ist nicht aufdringlich, weich, bietet wenig Oberfläche an der man sich stören könnte, ist nicht laut und irgendwie einlullend.
Ich hat ja immer schon auf eine Compilation 'Best of Fahrstuhlmusik' gewartet, aber leider hat sich noch niemand dieses Themas angenommen.

Auch hier in Indien gibt es Fahrstuhlmusik - sei es in den Aufzügen in der Firma (wir müssen oft zwischen Erdgeschoss und dem 22. Stockwerk pendeln) , oder sei es im Taj. Dabei gibt es aber auch hier Unterschiede - die Musik imTaj ist wesentlich westlicher als die Musik im Bürogebäude, welche eher indisch-klassischen Charakter hat. Meine Assoziationen dazu stammen aus Filmen die in der Kolonialzeit spielen und indische Opiumhöhlen zeigen ...

Bei Fahrstühlen kann man ja in der Regel das Stockwerk in der Kabine wählen - in manchen neueren Varianten wählt man vorm Einstieg das Stockwerk und bekommt dann einen Fahrstuhl zugewiesen. Bei uns zuhause auf der Arbeit haben wir Letztere, auch hier im Büro. Im Taj gibt es noch das herkömmliche Modell mit den Wahltasten in der Kabine.

Und einlullend ist diese Fahrstuhlmusik in der Tat. Einige Male ist es jetzt schon vorgekommen, dass ich im Taj in den Aufzug stieg, die Türen schlossen sich und man versank umgeben von der Musik in Gedanken. Nach einiger Zeit merkte man dass entweder der Fahrstuhl in die falsche Richtung startete, oder man wunderte sich warum man nicht längst angekommen ist. Ein Druck auf die richtige Taste hätte genügt :-)

Höhepunkt war eines morgens, als ich in den Fahrstuhl steigen wollte, die Türen gingen auf und vor mir stand mein Kollege, der eingestiegen war und dann wohl auch ins Land der Träume abgedriftet ist ...

Impressionen IV

Unbearbeitete Bilder in loser Folge